So genanntes Straßenbegleitgrün fungiert in der autogerechten Stadt als Feigenblatt, das kaum vermag, die giftigen Ausdünstungen des ununterbrochen rollenden Verkehrs zu neutralisieren. Den Abgasen und der Gleichgültigkeit der Verkehrsteilnehmer ausgesetzt, vegetieren die Pflanzen am Straßenrand dahin. Der Künstler Kai Rheineck verordnet der auch an widrigste Bedingungen angepassten Heckenkirsche von der Straßeninsel gegenüber einen Erholungsaufenthalt im Glashaus auf dem Worringer Platz. Die Mobilmachung eines ganz und gar auf Immobilität ausgerichteten Wesens wird für das Gesträuch zum existentiellen Experiment. Die Pflanze im gläsernen Gehäuse wirft Fragen auf: Können die Folgen fortgesetzter Ausbeutung natürlicher Ressourcen durch menschlichen Erfindergeist neutralisiert werden? Führt die aus Sicht der Menschen vermeintliche Verbesserung der Lebensverhältnisse zu etwas Lebenswerteren?